Digitale Vernetzung, Globalisierung, das Zusammenbrechen von wirtschaftlichen und kulturellen Ökosystemen und das Ringen um soziales Gleichgewicht – in ein paar Jahren werden wir diese Zeit als “Tipping Point” sehen. Von “disruptions of whole scenes” wird in vielen Medien berichtet. Inmitten tosender Wellen werden sich faszinierende Chancen für innovative “Surfer” auftun, die es verstehen diese Wellen zu reiten – und somit unsere Zukunft positiv mitgestalten. Wer, wenn nicht DesignerInnen, Entrepreneurs und Start Ups sollten diese “Surfer” sein? Kaum eine Generation ist so auf die direkte Analyse und Lösung von Problemen fokussiert. Im Grunde ist Design ein Prozess oder Denken, das fast in jeder Phase des Innovationsprozesses Anwendung finden kann. Dabei dürfen wir nicht primär an etablierte Disziplinen wie Grafikdesign, Architektur oder Mode denken.

 

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WEARETHEFACES presented their clothing collection in a VR fashion exhibition

 

Der Content trägt die Innovation

 

Das Wort Digitalisierung ist in aller Munde. In einer Welt immer knapper werdender Ressourcen sind Wissenschaft und kreative Kulturen die erneuerbaren Ressourcen der Gegenwart und Zukunft. Durch steigende Kosten, sinkende öffentliche und umkämpfte private Budgets sowie strukturell oft wenig vorhandene interne Lösungskompetenz in Fragestellungen der digitalen Transformation sind viele Unternehmen nicht in der Lage, sich mit diesen Themen ausreichend auseinander zu setzen.

 

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Presentation of an immersive installation by OMAi at the Ars Electronica 2017

 

In den letzten Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander und untereinander kommunizieren und existieren, immer wieder grundlegend verändert – so schnell wie noch nie zuvor. Die Welt der Kultur- und Kreativwirtschaft ist in diesen stürmischen Entwicklungen der Innovationsmotor. Von analoger Kommunikation mittels Print, Leuchtreklamen und Billboard, über Werbeschaltungen im Fernsehen und Radio bis hin zu Webseiten, Newslettern oder virtuellen Realitäten: das für alle modernen Unternehmen so existentielle Storytelling – die lineare Darstellung von Services, das persönliche Kundenerlebnis – hat sich vollkommen gewandelt.

 

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XR Base is an European VR/AR network of content creators. Pic by Ersin Cilesiz

 

Obwohl Hardware und Software immer intuitiver werden, bleibt die wichtigste Komponente der Content. So kann tatsächlich immersive Realität transportiert und einem großen Publikum eröffnet werden. Im Zuge einer Entwicklung, in der die Hürden zum Erleben virtueller Realitäten ständig sinken, werden auch die Tools für den kreativen Einsatz virtueller Technologien immer leistbarer und leichter verfügbar.

 

Um dies gezielt zu fördern stellt die Wirtschaftsagentur Wien mit dem Call “Digitale Realitäten” insgesamt EUR 1.000.000,- für Projekte zu Virtual, Augmented und Mixed Reality aus der Kreativwirtschaft bereit. Der Fokus des Calls Digitale Realitäten liegt auf der Förderung von Projekten kreativwirtschaftlicher Unternehmen, die sich mit der Entwicklung kreativ-künstlerischer Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse mit Themenschwerpunkt Augmented und Virtual Reality, befassen. Kreativschaffende können ihr Projekt zwischen 3.4. und 30.6.2018 einreichen und bis zu EUR 150.000,- lukrieren. Mit dem Call Digitale Realitäten setzt die Wirtschaftsagentur Wien damit erstmalig Projekte in den Förderfokus, die kreativwirtschaftliches Schaffen mit den AR und VR Technologien zusammenführen. Mit den geförderten Projekten sollen real anwendbare und innovative Lösungen für die Wirtschaft geliefert werden.

 

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Picture from Depart’s VR-Installation Lacuna Shifts

 

Förderangebot mit Weitblick

 

In einer Wissensgesellschaft sind Wissensverarbeitung und die Deutungsarbeit der “new digital economy” auch ökonomisch die eigentlichen Wachstumsbranchen und -treiber. Der Call “Digitale Realitäten” setzt in diesem Bereich neue Impulse, die sich langfristig in den Bereichen Innovation, Wachstum und Beschäftigung positiv niederschlagen sollen.
Für die Kultur- und Kreativwirtschaft ergeben sich damit große Chancen. Wenn sie die Rolle der Digitalisierung als Treiber von Innovationen anerkennt, kann sie erfolgreich die nächsten Schritte in ihrer Professionalisierung vorantreiben und ihre Angebote und Produktionen weiter ausdifferenzieren. DesignerInnen, Entrepreneurs / Start-Ups können als mächtige Akteure des Wandels agieren. Sie fordern bestehende Strukturen heraus, suchen nach neuen Antworten und überschreiten die Grenzen der Disziplinen. Genau darin liegt der Vorteil in der Zusammenarbeit der mit dem Förderangebot gezielt forciert werden soll – innovative Lösungsansätze durch neue, gemeinsame Arbeitsbeziehungen und Wirtschaftsbereiche.